Teich/Danner Nr.142

Bescheiden zu sein, das war schon seither
‘ne Tugend, die immer ich schätzte.
Als ich noch zur Schule ging, übt ich sie schon,
da war ich bescheiden der Letzte.
Ich dachte: Je weniger Geist man besitzt,
je weniger kann man verlieren
‘s hat ja doch keinen Zweck, mußt ja doch wieder weg -
was nützt da das viele Studieren?
Der weiseste Geist, der kommt auch nicht zum Ziel.
Am Schluß wird er sagen sich müssen:
Wenn man weiß, daß man nichts weiß, dann weiß man schon viel!
Mehr brauch‘ ich doch auch nicht zu wissen.
Bescheiden, bescheiden, wo immer es sei,
in jeder Beziehung - ich sage es frei,
daß ich mich mit wenig begnüge.
Ich lauf durch die Welt, ich pfeife aufs Geld
und nehme nicht mehr, als ich kriege.

Als ich noch ein Kind war, da wurde ich krank,
mein Mütterlein war sehr bekümmert.
Sie nahm zu dem Hausarzt noch einen hinzu,
das hat meinen Zustand verschlimmert.
‘ne Tante, ‘ne fromme, sprach zu mir am Bett:
„Nimm Abschied vom Weltengetümmel!
Bald kommst du als Engel da oben hinauf,
du freust dich wohl schon auf den Himmel?“
,,O nein“, sagte ich, „so hoch versteig‘ ich mich nicht,
mein Wünschen bleibt hübsch auf der Erden.
Ein Engel zu werd‘n, dazu bin ich zu schlecht,
gesund - weiter will ich nichts werden!
Bescheiden, bescheiden,
dann könn‘n dich die Leute gut leiden!
Man darf nicht gleich immer das Höchste verlang‘n,
man kann auch den Himmel auf Erden erlang‘n,
solange die Wange noch rot ist.
Man lebt sowieso nur sehr kurze Zeit
geg‘n die lange Zeit, wo man einst tot ist.

Einst liebt‘ ich ein Mädchen wohl über ein Jahr.
Ich konnt‘ sie tagtäglich begrüßen.
Doch schließlich, voll Ungeduld, frug die Mama:
„Woll‘n Sie sich nicht endlich entschließen?“
„Sie woll‘n sie mir geben?“ so sprach ich alsdann,
„das ist zuviel Ehre und Gnade.
Was soll Ihre Tochter mit solch einem Mann!
Die ist ja für mich viel zu schade!
Ich kann nicht verlang‘n, daß die Liebe sich hält,
drum nehme ich auf keinen Fall se.
Wie leicht kann wer komm‘n, der ihr besser gefällt
und dann hat sie mich auf dem Halse!“
Bescheiden, bescheiden,
dann könn‘n dich die Leute gut leiden!
Man darf nicht auf ewig ein Mädchen verlang‘n,
man kann im VERHÄLTNIS das gleiche erlang‘n,
solang man ein lediger Mann ist.
Drum nützet die Frist, denn manches Mal ist
man Ehemann, ehe man Mann ist!

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