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Ein kunterbunter Vortrag.
Texte und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 386

1.
ich melde jetzt das Neuste,
sing' alles durcheinand', –
's mag mancher sag'n: „Das meiste
schon in der Zeitung stand.“
Jedoch, wer so gesprochen,
hat unrecht, scheint es mir; –
ich sing's er schon seit Wochen!
Warum kam er nicht früh'r?

2.
In Spanien war mal wieder
'ne Revolution –
der König drückt sie nieder,
sitzt wieder auf dem Thron.
Die Krone ist zur Stelle –
wer weiß, wie lang' sie hält –
er hat auf alle Fälle
'n Zylinderhut bestellt.

3.
In Frankreich konnt' ich kürzlich
den Kriegsminister seh'n –
sah ne Million Soldaten
bewaffnet vor ihm stehen.
Kanon'n auf allen Seiten,
Gewehre, nicht zu knapp –
ich frug: „Was soll's bedeuten?“
Er sprach: „Wir rüsten ab.“

4.
Ein Herr kam aus der Reichsbank,
stand traurig vor dem Haus,
sein letztes Bankguthaben
das holte er heraus.
Da sah er an 'nem Pfosten
'n Beobachtungsposten stehen
und sagte zu dem Posten:
„Von mir aus könn'n sie gehn.“

5.
Mit einem Auto prahlen
die kleinsten Leute schon,
es stotternd abzuzahlen
gehört zum guten Ton.
Ich glaub', die Preise werden
noch billiger im Nu –
wenn wir 'ne Hupe kaufen,
krieg'n wir ein Auto zu.

6.
Der Reichstag ist geöffnet
Bloß immer kurze Zeit.
„Ja,“ sagte der Präsidente,
„'s ist weg'n der Einigkeit.
Wir sind nicht gern bei'nander,
wir komm'n,“ sagt er beklomm'n,
„zu leichte auseinander,
wenn wir zusammen komm'n.“

7.
Die Bayern schrie'n im Reichstag:
„Wir wollen Preisabbau!
Das Bier muss bill'ger werden,
das merkt's euch sehr genau!
Müsst bill'ges Bier verheißen,
sonst gehn wir aus dem Bau,
dann bau'n wir ab in Preußen –
da gibt's 'nen Preuß-Abbau.“

8.
Jetzt gibt es Led'gensteuer
für arme Junggesell'n,
doch die ist den 'n zu teuer –
sie sag'n in vielen Fäll'n:
„Herr Fiskus, warum pred'gen
von Led'gensteuer sie?
Die schreckt nicht – wir erled'gen
auch sonst die Steuern nie“

9.
Der Herr Finanzminister
heißt Dietrich, Gott sei Dank,
mit einem Dietrich öffnet
man heimlich jeden Schrank.
Doch das Vermög'n ist niedrig,
's ist nichts mehr auf der Bank –
was nützt der schönste Dietrich
vor einem leeren Schrank.

10.
Die Herr'n Gerichtsvollzieher
steh'n oft vor leeren Wänd'n –
sie würd'n so gern was pfänd'n,
sofern sie nur was fänd'n.
Zu mir kam kürzlich einer,
sah prüfend rings umher –
ich bot ihm einen Stuhl an –
dann nahm er 'n Sekretär.

11.
Doch 's gibt auch heut' noch Leute
mit großem Kapital –
muss sie die Gelder haben,
verschweig'n die manches mal.
Sie sind hier jeden Falles
geachtet allerseits,
sing'n: „Deutschland über alles“
und 's Geld liegt in der Schweiz!

12.
Jetzt färben sich die Damen
die Fingernägel schon –
genau wie ihre Stimmung,
ist dann der Farbenton ung
sind sie in ros'ger Stimmung,
komm'n sie mit ros'ger Hand –
und wenn sie Trauer haben,
komm'n sie mit Trauerrand.

13.
Die „Bremen“, die „Europa“,
hab'n jetzt das „Blaue Band“;
wir fahren immer schneller
hinein ins fernste Land.
Sind kaum im Schiff gesessen,
seh'n noch ganz seekrank aus –
wir hab'n noch nicht gefressen,
da müss'n wir wieder raus.

14.
Hellseher, die enthüllen
uns unsre Zukunft schlau.
Selbst unsre letzte Stunde
beschreib'n sie ganz genau,
auch wo wir sterben müssen
sag'n sie mit hellen Sinn –
und wenn wir das erst wissen,
dann gehn wir da nicht hin.

15.
Herr Einstein ist gefahren
bis nach Amerika –
man nennt ihn schon seit Jahren,
man kennt ihn hier und da –
und später wird man lesen:
„Der Mann war ein Genie,
ist sehr berühmt gewesen,
gelesen hab'n wir 's nie.“

16.
Ein Jüngling sitzt beim Liebchen,
ist zu Besuch bei ihr.
Das ist im Vogelbauer
ein kleines, weißes Tier.
„Ja,“ sagt zu ihm das Mädchen,
„das ist 'ne weiße Maus –
die bracht' ich aus 'nem Kriegsfilm
im Unterrock nach Haus.“

17.
Wir kriegen jetzt ein Zündholz,
dass man das „ew'ge“ nennt,
denn ein Holz, das brennt ewig
und es geht mit zu End'! –
Da sagt' mir 'n Mann: „Ich harre
aufs neu'ste Reichspatent,
jetzt fehlt noch 'ne Zigarre,
die nicht zu Ende brennt.“

18.
Der Wein ist heute teuer ung
bei jeder Kneiperei
kost't er Getränkesteuer –
numerisch ist steuerfrei.
Die Millich nur ist billig,
was es für Milch auch sei –
ich trink' Liebfrauenmilch,
denn Milch ist steuerfrei.

19.
's scheint manchmal mit dem Tonfilm
noch nicht exakt zu gehn.
Ich hab' im Tonfilm jemand
jetzt Bohnen essen seh'n.
Aß Bohne dort auf Bohne,
das sah man deutlich sehr –
's klappt bloß nicht mit dem Tone –
der kam erst hinterher.

20.
Bei vaterlosen Kindern
vergleicht man deren Blut
jetzt mit dem Blut des Vaters,
wenn man ihn finden tut.
Da gibt's dann kein Theater –
wenngleich die Proben sind,
dann muss der arme Vater
schwer bluten für sein Kind.

21.
's gibt jetzt Verjüngungspillen,
pro Schachtel fünfzig Stück –
brauchst nur eine nehmen
und hast beim Lieben.
Bist munter, wie 'ne Wachtel,
kannst tausend Küsse geb'n –
ich fresst die ganze Schachtel –
da könn'n sie was erleb'n!

22.
Jedoch das hilft nicht immer, –
ein Alter macht 'ne Kur
und kam mit frischem Antlitz,
doch sonst sehr matt, retour.
Die Frau wollt' gratulieren,
da sagt' der Alte grob:
„Das kannst du nicht taxieren,
du siehst ja bloß den Kopp.“

23.
Ob Jungs oder Mädchen,
bestimmt mein schon vorher.
Der Gatte sagt zum Weibchen:
„Was ist nun dein Begehr?
Sagt, ob du nach 'nem Jungen,
ob nach 'nem Mädchen brüllst“ –
da sagt sie ungezwungen:
„Ach, mach' doch, was du willst!“

24.
's gibt jetzt Kam'radschaftsehen –
die Frau geht heimlich aus,
um ihren Freund zu sehen,
ihr Mann, der singt so Haus:
„Ich hab' 'nen Kameraden,
das Kind, das lässt sie hier,
das liegt an meiner Seite,
als wär's ein Stück von mir“

25.
Nun Schluss – jetzt will ich gehen –
ich weiß nichts Neues mehr –
sollt' wieder was geschehen,
dann komm' ich wieder her,
dann werd' ich 's deklamieren
aufs neue hier im Saal –
und sollte nichts passieren,
sing' ich dies Lied nochmal.

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