Teich/Danner Nr.69

1.
'ne Uhr wird bekanntlich von jedem geschätzt.
Mal geht sie, mal steht sie, mal wird sie versetzt.
Mal geht sie zu früh und mal geht sie zu spät,
's kommt, wie gesagt vor, daß sie gar nicht mehr geht.
In solch einem Falle bringst du deine Uhr
dem Uhrmacher schleunigst zur Reparatur.
Der reinigt sie, macht alles sauber und blank -
und auf einmal geht's Tickel-Tackel, und die Uhr ist im Gang!

2.
Im Reichstag, da ist mancher Redner zu schau'n,
der hält lange reden, die niemand erbau'n.
Im schleppenden Tempo geht's leider so fort.
Doch nimmt Eugen Richter dann endlich das Wort,
dann ist es, als schlüge der Blitz in die Reih'n.
Zum Schluss bringt er immer ein kräftiges „Nein!“
Dann gibt's ein Getöse, Geschrei und Gezankt –
und auf einmal geht's Tickel-Tackel, und die Uhr ist im Gang!

3.
Der Bräut'gam, der sitzt bei der Braut am Klavier,
er spielt und sie singt – er sitzt da – sie sitzt hier.
Die künftige Schwiegermama sitzt dabei
und schaut durch die Brille sehr streng auf die zwei.
Es wird schließlich Abend – die Alte nickt ein,
jetzt sind die Verlobten so gut wie allein.
Nun schweigt sein Klavier – es verstummt ihr Gesang –
und auf einmal geht's [Pantomime des Küssens] und die Uhr ist im Gang!

4.
Dem Onkel, als zu Besuch er bei ihr war,
dem zeigt seine Nichte ihr Kind von 'nem Jahr.
„Ach“, ruft da der Onkel, „der ist allerliebst!
Ich freu mich, wenn du ihn zum Tragen mir gibst!“
Er nimmt nun den Kleinen - der rührt sich erst nicht,
auf einmal, da wird er krebsrot im Gesicht.
Der Onkel sagt: „Junge, was gibt's? Bist du krank?“
Und auf einmal geht's Tickel-Tackel, und dieUhr ist im Gang!

5.
'ne Kaffeegesellschaft sehr gerne ich seh'.
Sechs ältere Damen bei zwölf Kannen Kaffee –
die reden zueinander so nett und so fein
sechs Schwestern, die könnten nicht zärtlicher sein.
Doch sagt dann mal eine: „Ich muß jetzt nach Haus!“
dann wehe ihr, wenn sie zur Türe hinaus.
Da zischeln die andern und sag'n: „Gott sei Dank!“
Und auf einmal geht's Tickel-Tackel, und die Uhr ist im Gang!

6.
'ne sehr feine Dame bezieht ein Logis,
bleibt täglich zu Hause, drum sieht man sie nie.
Die Wirtin sagt wichtig: „Die Dame hat Geld –
jedoch ist sie fromm und verachtet die Welt.“
Geht aber die Wirtin am Abend zur Ruh,
dann schwindet der Weltschmerz der "Dame" im Nu.
Sie geht aus dem Hause, die Straßen entlang –
und auf einmal geht's Tickel-Tackel, und die Uhr ist im Gang!

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