Teich/Danner Nr.50


1.
O quäle nie ein Thier zum Scherz,
Bedenk', es fühlt wie Du den Schmerz,
Den Spruch beherz'ge Jedermann,
Auch jede Dame denke dran.
Und ist das Thier auch noch so klein,
Sei still und dulde Deine Pein.
O quäle nie ein Thier zum Scherz,
Bedenk', es fühlt wie Du den Schmerz,
Drum sei ganz still und klage nie,
Denn leben will ein jedes Vieh.

2.
'ne Sängerin am Variete
Singt auf dem Schimmel ein Couplet,
Sie singt mal laut, sie singt mal leis,
Der Schimmel ist ganz kreideweiss.
Sie singt so einfach und so schlicht
Dem Pferd jedoch gefällt das nicht —
O quäle nie ein Thier zum Scherz,
Dem Pferde wird's so weh um's Herz,
Es denkt bei sich: Ach, singe nicht,
Damit mir nicht das Herze bricht!

3.
Ein Droschkenkutscher in der Nacht,
Der hält vor seiner Droschke Wacht,
Trinkt manchen Schnaps für seinen Durst,
 Den Hunger stillt 'ne^ warme Wurst.
Er stellt sich vor den Droschkengaul,
Hält ihm die Wurst direkt vor's Maul.
O quäle nie ein Thier zum Scherz,
Bedenk', es fühlt wie Du den Schmerz,
Denn diese Wurst, die der verzehrt,
Woher sie kommt, das merkt ein Pferd.

4.
'ne alte Jungfer hat 'nen Hund,
Der ist bei ihr zu jeder Stund`.
Viel Hunde spielen vor dem Haus,
 Er darf nicht aus dem Zimmer 'raus.
 Wie gern möcht' er da unten sein —
Doch seine Herrin schliesst ihn ein.
O quäle nie ein Thier zum Scherz,
Bedenk', es fühlt wie Du den Schmerz,
Was Du nicht willst, das man Dir thu`,
Das füg' auch keinem Andern zul

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