Väterliche Ermahnungen vor der Hochzeit des Sohnes
Original-Vortrag von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 249

Anmerkung: Vor Beginn des Vortrages wird ein Stuhl auf die Bühne gestellt. Der Vortragende tritt als ältlicher Mann auf und hält vor Beginn des Couplets mit ernster Stimme folgende Anrede:

"Meine Damen und Herren! Ein entsetzliches Unglück wird demnächst geschehen. Mein Sohn will heiraten! Aber vor dieser Katastrophe will ich noch einmal meine warnende Stimme erheben und ihm einige gute Ratschläge mit auf den Weg geben. Denek Sie sich also, verehrte Anwesende, dieser Stuhl wäre mein heiratslustiger Sohn und ich der tiefbetrübte Vater."

Der Vortragende singt nun, die Blicke zum Stuhl gewandt, das folgende Couplet:


1.
Seitdem du tratest in das Leben ein,
da tratest du, mein Sohn, in manches rein.
Jetzt hast du Lust - das find’ ich sehr riskant
hineinzutreten in den Ehestand.
Drum nimm, mein Sohn, noch ein’ge Lehren mit,
bevor du tust den folgenschweren Schritt.

2.
Sei nicht zu schnell, wenn eine dir gefällt.
Bedenk’, es gibt viel Mädchen auf der Welt.
Nimm nicht das erste beste Mägdelein,
die erste wird nicht stets die beste sein.
Triffst du ’ne zweite, die dir besser paßt,
dann tut’s dir leid, daß du die erste hast.

3.
Der Schwiegervater kommt nicht in Betracht.
Doch auf die Mutter deiner Braut gib acht.
Sagt diese Mutter voller Stolz zu dir:
"Auch ich sah aus wie meine Tochter hier",
o, dann betracht’ die Mutter dir genau,
Denn wie die Mutter wird auch deine Frau.

4.
Sei treu und brav, sobald du dich verlobt,
bezähme dich, wenn’s junge Herz auch tobt
Und wenn dir auch ’ne andre sehr gefällt,
denk’ stets an deine Braut - und an ihr Geld.
Sei, während du verlobt, ein braver Mann
und nach der Hochzeit fängste wieder an.

5.
Ist sie auch zehn Jahr’ älter als wie du -
wenn sie dir sonst gefällt, dann greife zu.
Schon nach fünf Jahren sagt sie jederzeit,
daß beide ihr in gleichem Alter seid.
Und kommen weitere fünf Jahr’ hinzu,
Dann ist sie zehn Jahr’ jünger als wie du.

6.
Bist du mal untreu, da ist nichts dabei,
doch merkt’s die Frau, dann ist’s ’ne Schufterei.
Gefällt zum Beispiel dir die Stubenmaid,
dann suche mit dem Mädchen täglich Streit.
Hört deine Frau, daß du stets räsonnierst,
dann merkt sie nicht, daß du mit der poussierst.

7.
Sei nett zu ihr - doch stets mit Maß und Ziel
und - laß dir raten - schenk’ ihr nicht zuviel.
Sie wird nicht dankbar sein - verlaß dich drauf -
im Gegenteil, dein Wohltun fällt ihr auf.
"Wer weiß", sagt sie, von Zweifeln jäh erfaßt,
"was Du jetzt wieder ausgefressen hast."

8.
Ist sie mit einem andern sehr intim,
dann brause niemals auf - nein, schenk’ sie ihm
laß beide laufen - ruf’ sie nicht zurück
und stör’ den andern nicht in seinem "Glück".
Und bist du traurig, denk’ in deiner Pein:
Wie traurig mag nun erst der andre sein!

9.
Doch hast dein Weibchen du von Herzen gern,
Dann halt’ sie stets von andern Männern fern,
damit du nie, kommt einst der Storch zu dir,
dich fragen mußt: Ist das ein Stück von mir?
Bedenke stets, wie herrlich schön es ist,
wenn du verwandt mit deinem Kinde bist.

10.
Vor allen Dingen merk’ dir eines klar:
Nimm nie ’ne Frau, die schon verheirat‘t war!
Mag auch der erste schlecht gewesen sein,
sobald er tot ist, kommt der Heil’genschein.
Er ist’s, der wie ein Engel sie umschwebt -
der zweite ist ein Ochs, solang’ er lebt.

Als ich die Mutter freite,
da war ich auch der zweite....

Anmerkung: An Stelle des leeren Stuhles kann der Vortragende die Coupletstrophen auch an einen jungen Mann (seinen Sohn) richten. Die Vorrede wird dann demgemäß umgeändert.

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