Streik-Couplet
Original-Vortrag von Otto Reutter
Teich/Danner Nr.193

1.
Wo man hinschaut heute, streiken viele Leute -
Ja der Streik ist modern.
Durch das Streiken von verschied’nen Leuten
komm'n wir sehr oft in Verlegenheiten.
So zum Beispiel, wenn die Musik streiken würde,
könnt’ mir gar nichts geling’n,
Da könnt' ich heute Abend das Lied hier nicht sing'n.
 
2.
Wenn die Metzger streiken, wenn die Metzger streiken,
Ei, das wär' nicht so schlimm,
Denn da geh’n zum Bäcker wir indessen,
da wird's Brot mal ohne Wurst gegessen -
Und wenn die Bäcker streiken, wenn die Bäcker streiken,
leid’n wir auch keine Not -
Dann geh’n wir einfach zum Metzger
und ess’n de Wurst ohne Brot.

4.
Wenn die Friseure streiken, wenn die Friseure streiken,
Ei, das wär' gar nicht dumm,
denn dann säh'n wir lauter echte Köpfe,
uns're Frau'n hab'n keine falschen Zöpfe -
und wir werd'n nicht rasiert,
lassen die Bärte uns steh'n -
dann krieg' ich endlich mal 'n Schnurrbart
und der kleid't mich so schön.
 
5.
Wenn die Tischler streiken, wenn die Tischler streiken,
ach das wär’ doch fatal,
denn da könn’n wir uns vor Not nicht retten,
haben keine Tische, keine Betten,
Ohne Tische - ohne Betten,
da wohnt sich’s nicht nett,
denn man trennt sich nicht gerne
von Tisch und von Bett.

6.
Wenn die Glaser streiken, wenn die Glaser streiken,
das wird auch ein Malheur.
Dann sind keine Fenster an dem Hause,
jeder guckt uns dann in uns're Klause -
und die Frau'n hab'n keinen Spiegel,
da wer'n sie wütend und schrei'n:
"Wenn die Fenster auch fehlen,
aber 'n Spiegel muss sein."
 
7.
Wenn die Schneider streiken, wenn die Schneider streiken,
ach das wär’ ein Malheur.
Ja, dann komm’n wir alle aus dem Schneider,
selbst die Frauen laufen ohne Kleider.
Ohne Kleider zu geh'n,
das geniert sie doch sehr -
und wenn wir sie so seh'n,
wir genier’n uns noch mehr.

8.
Wenn die Drucker streiken, wenn die Drucker streiken,
ach, das wär ein Malheur,
denn dann stände gar nichts in der Zeitung,
dann erfahr'n wir nichts mehr von Bedeutung.
Im Lokal-Anzeiger da ständen
alle Spalten dann leer -
und in den "Tag" und in die "Woche"
käm' auch keiner mehr.

9.
Wenn die Brauer streiken, wenn die Brauer streiken,
ei, das wär doch fatal -
denn da kann der Wirt kein Bier verkaufen -
und wir können uns nicht mehr be- trinken.
Doch die Frauen, die freu'n sich,
denn der Mann geht nicht aus.

10.
Wenn die Kellner streiken, wenn die Kellner streiken,
das ist kein Malheur,
denn da brauchen wir kein Trinkgeld geben,
na, den Kummer werd'n wir überleben. *)
Dann holt man selber das Bier
oder der Wirt bringt's uns her –
und für das Geld, das man spart,
na, da trinkt man eins mehr.

*) Oder man sinkt die letzten 4 Zeilen, bezugnehmend auf die anwesenden Kellner,

folgendermaßen:
Doch mehr will ich nicht sagen,
die Geschicht' wird fatal –
sonst krieg' ich heut' mein Trinkgeld (Pantomime des Prügelns)
von den Kellnern im Saal.

11.
Wenn die Rechtsanwälte einmal streiken würden,
ei, dass wär' nicht so schlimm,
denn die Rechtsanwälte profitieren
Mehrschtenteils allein beim Prozessieren.
Wir verlieren entweder,
was uns niemals gefällt –
oder wir gewinn'n nach 10 Jahren,
aber wir kriegen kein Geld.

12.
Wenn die Postbeamten einmal streiken würden,
krieg'n wir gar keinen Brief –
und so manches junge Mädchen riefe:
„Ach, wo bleiben meine Liebesbriefe?“
Keine Geldsendung käme,
keine Zeitung erschien –
und es wurden keine Telegramme
geschickt aus Berlin.

13.
Wenn die Ärzte streiken, wenn die Ärzte streiken,
ei, das wär' ein Malheur.
Was soll'n dann die Apotheker machen?
Da bleib'n Sie sitzen mit den teuren Sachen –
und die Leute, die sterben
ohne Ärzte viel eh'r –
aber 's könnte auch sein,
Sie leb'n länger als bisher.
 
14.
Wenn die Droschkenkutscher einmal streiken würden,
ei, das wär doch bös.
Dann sind auf der Straße keine Pferde,
mancher Sperling schaut betrübt zur Erde –
Und er sucht was – und er find’t nischt
und das Essen wird knapp,
denn so ’n Auto, das stinkt bloß,
aber’s wirft ihm nischt ab.

15.
Wenn die Ammen streiken, wenn die Ammen streiken,
krieg'n die Frauen 'nen Schreck –
wenn die Mütter dann die Kinder tragen,
schaut so 'n Kind Sie an, als wollt' es sagen:
„Nun bedient uns mal selber
und erfüllt euren Zweck!“
Na, uns kann's egal sein,
wir sind drüber weg.
 
16.
Wenn die Lehrer streiken, wenn die Lehrer streiken,
ei, das wär’ doch dumm.
Zwar die kleinen Kinder würden lachen,
sie brauchen keine Schulaufgaben machen.
Aber die Lehrer verlier'n
ihr Gehalt bei dem Streit.
Na, da hab’n sie schließlich auch nicht
viel wen’ger als heut’.
 
17.
Wenn die Soldaten streiken, die Soldaten streiken,
ach das wär doch nicht fein.
Dann verdirbt die Köchin uns den Braten
in der Küche fehl’n ihr die Soldaten.
Und wenn die Leutnants streiken,
sind die Backfische dem Wahnsinnen nah’.
Schließlich streiken noch die Generäle und
der Generalstreik ist da.
 
18.
Wenn die Mägde streiken, wenn die Mägde streiken,
das wär’s größte Malheur.
Denn dann müssen uns’re Frau’n sich plagen,
Betten machen und die Eimer tragen.
Sie kochen selber das Essen,
das fällt mancher recht schwer,
und wir – wir müssen’s fressen,
das ist das größte Malheur!

19.
(zum Publikum)
(Diese Strophe kann je nach der Situation, leicht sprechend geändert werden)
Doch wenn Sie mal streiken, doch wenn Sie mal streiken,
das wär's schlimmste von all'n,
denn da komm'n des Abends keine Leute –
und dann geht der Herr Direktor Pleite.
Darum bitt' ich, komm'n Sie diesen Monat
noch recht oft in's Lokal.
Wenn Sie wegbleib'n, wenn ich's Geld hab,
dann ist's mir egal.

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