Ja, stimmen tut's, doch richtig ist das nicht!

Original-Couplet von Otto Reutter
Teich/Danner Nr.151

1.
Als uns're Krieger
und Schlachtensieger
mit Frankreich kämpften, zog der Kronprinz Friedrich Wilhelm mit ins Feld.


Und selbst ein greiser,
ein Heldenkaiser,
der hat sich seinen tapferen Truppen beigesellt.
Doch wie's jetzt Russland macht, ich nicht begreife.
Der Zar liest hübsch zu Haus den Kriegsgericht,
trägt Filzpantoffel, braucht die Friedenspfeife.
Ja, stimmen tut's, doch richtig ist das nicht!

1.a (1. Strophe im Textbuch Nummer 4, die obere Strophe findet sich nur in

der Notenausgabe)
Vor den Geschwor'nen,
den Rechts-Erkor'nen,
da steht ein Mann, von dem es heißt, er hätt geplündert und geraubt.
Doch sein Verteid'ger,
ein äußerst schneid'ger,
der spricht so gut, dass man an seine Unschuld glaubt.
Selbst dem verbreiter macht's das Herz erbebend,
erwischt sich eine Träne vom Gesicht
und sagt ganz leise: „Was sie gesprochen eben,
ja, stimmen tut's, doch richtig ist das nicht.“

2.
Wenn 2 sich finden
und sich verbinden,
so forscht man bei der Braut sehr streng, ob Sie nach Tugend stets

bestrebt.
Von seinen Schwächen
wird niemand sprechen.
Da sagt man nur: Er hat ein bisschen flott gelebt!
Auch in der Ehe ist mal sehr penibel –
man sagt zur Frau stets: „Denk an deine Pflicht!“
Dem Mann jedoch nimmt man so leicht nicht übel.
Ja, stimmen tut's, doch richtig ist das nicht!

3.
Man kann oft schauen
verschied'ne Frauen
so im Theater mit nem gut – der mißt nen halben Meter gut.
Sitzt nun dahinter
so'n armer Sünder,
dann sieht der'n ganzen Abend nichts als wie den Hut.
Er kommt nachhause. Dann fragt ihn die Familie:
„Was sahst du dort?“ Dann lächelt er und spricht:
„Ich sah nen Zopf, nen Vogel und 'ne Lilie.“
Ja, stimmen tut's, doch richtig ist das nicht!

4.
Zum Reichstag neulich
da lief ich eilig.
Der Präsident, der zählte gerad die Abgeordneten im Saal.
Er sprach verwundert:
„Von den Vierhundert
sind gerad ein Schock im Saal – Schockschwerenotnochmal!
Das kann nicht stimm'n – zu winzig ist die Summe!“
Er putzt die Brille, setzt sie aufs Gesicht
und zählt noch mal – dann sprach er mit Gebrumme:
„Ja, stimmen tut's, doch richtig ist das nicht!“

5.
's gibt im Gefängnis
sehr viel Bedrängnis.
Kommt mal ein Redakteur hinein, so hat er seine liebe Not.
Er darf nicht schreiben
zum Zeitvertreiben.
Nein er muss Tüten kleb'n bei Wasser und bei Brot.
Doch wenn Sie mal nen Fähnrich arretieren,
der'n Dolch gezückt – das ändert die Geschicht.
Der kriegt sein Bier – geht jeden Tag spazieren.
Ja, stimmen tut's, doch richtig ist das nicht!

6.
Wir haben's erfahren:
in früh'ren Jahren
da gab's noch wenig äußern Pomp und Prunk bei unserm Militär.
Still und bescheiden. –
So mag ich's leiden. –
Sie sprachen wenig, doch Sie taten desto mehr.
Wir leben in ner anderen Epoche,
wo man den Kriegern vorher Kränze flicht,
er kriegt nen Ord'n, kommt vorher in „Die Woche“.
Ja, stimmen tut's, doch richtig ist das nicht!

7.
In einem Städtchen
da wohnt ein Mädchen,
sie war zwar schön, doch war sie arm, drum nahm Sie einen reichen Mann
von sechzig Jahren
mit weißen Haaren.
Mit einem jünger'n fing sie bald zu schäker an.
Es kam ein Kind. Nun gab es ein Theater.
Der Alte spielt jetzt täglich mit dem Wicht.
Er sagt: „Mein Sohn!“ Das Kind sagt zu ihm: „Vater!“
Ja, stimmen tut's, doch richtig ist das nicht!

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.