Zur gleichen Zeit
Original-Couplet von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 251
1.
Es war einmal ein Vögelchen –
(Zwischenspiel)
Das ganz nach allen Regelchen –
(Zwischenspiel)
es war ein Nachtigallchen –
sie sang das hohe C
wohl fünfmal hinter'nander und
sie nahm nicht mal Entree
(Zwischenspiel)
sie nahm nicht mal Entree
verzichtet auf Applaus sogar –
und sang so klar, so wunderbar –
so reinechen, so feinechen,
so mutterseel'nalleinechen –
zur gleichen Zeit,
da sang Caruso – Beifall stark –
die Loge kostet fünfzig Mark.
2.
's trug mal ein liebes Mädelchen
(Zwischenspiel)
ein Käppchen auf den Schädelchen
(Zwischenspiel)
es war ein rotes Käppchen,
Rotkäppchen hieß die Maid.
Da kam ein Wolf zum Mädelchen
ganz sanft – voll Sittsamkeit,
(Zwischenspiel)
ganz sanft – voll Sittsamkeit.
Da sprach sie bleichen Angesichts:
„Nicht wahr, Herr Wolf, du tust mir nichts?“
Und ja sprach zart: „Kommt Kindelchen –
geschwindelchen – ein Stündelchen!“ –
Zur gleichen Zeit,
da sprach Herr Wolf – von Wolf und Sohn: –
„Komm, lieber Schatz, hier wohn ich schon.“
3.
Es war einmal ein Schweinechen –
(Zwischenspiel)
das Tier war gar nicht reinechen –
(Zwischenspiel)
es tat zwar immer nobel,
als ob ihm das nicht passt –
doch war es mal alleinechen,
dann wühlt es im Morast,
(Zwischenspiel)
dann wühlt es im Morast.
Fraß gierig erst das Beste weg –
dann sprach's verächtlich: „Solch ein Dreck.“
Das find ich von dem Schweinechen
nicht feinechen – – gemeinechen! –
Zur gleichen Zeit
da hat ein Mucker sich „muk"iert
und hat ein Büchlein konfisziert.
4.
Das Liesechen und das Hänschen –
(Zwischenspiel)
diezieh'n 'ne Menge Gänsechen –
(Zwischenspiel)
Sie trieb'n sie auf 'ne Wiese –
da ließen sie sie stehn.
Nun schnatterten die Gänsechen.
Das war schon nicht mehr schön.
(Zwischenspiel)
Das war schon nicht mehr schön.
Bald kam – es wurde immer mehr –
die ganze Gänse–Sippschaft her,
die Basen und Gevatterchen,
was war das für'n Geschnatterchen.
Zur gleichen Zeit,
da saß die Damen-Hautevolée
bei Frau Kommerzienrat beim Tee.
5.
Es war einmal ein Hähnechen,
(Zwischenspiel)
das hatte es sehr schönechen,
(Zwischenspiel)
mal ging es zu dem einen,
mal zu dem andern Huhn.
Es hoffte manches Hühnechen –
sonst hatt' es nichts zu tun,
(Zwischenspiel)
sonst hatt' es nicht zu tun.
Es sprach mit würdigen Gesicht:
„Ihr Hühner dürft so etwas nicht,
das darf nur ich alleenechen,
dafür bin ich das Hähnechen.“ –
Zur gleichen Zeit,
da saß mit einer holden Fee
ein würd'ger Eh'mann ein Souper.
6.
es war einmal ein Mäusechen,
(Zwischenspiel)
das schlich hervor ganz leisechen.
(Zwischenspiel)
Da sah sie eine Falle –
sie kannte nicht den Zweck –
sie guckt nicht nach der Falle hin,
sie guckt bloß nach dem Speck,
(Zwischenspiel)
sie guckt bloß nach dem Speck.
Sie überlegte: Soll ich rein?
Dann dacht' sie froh: Was kann da sein!
Und hierauf ging das Mäusechen
ganz leisechen ins Häusechen. –
Zur gleichen Zeit,
da ging ein Bräut'gam liebentflammt
mit seiner Braut aufs Standesamt.
Anm.: Während der Zwischenspiele können die in Betracht kommenden Tierstimmen durch entsprechende Instrumente vom Pianisten (bzw. vom Orchester) imitiert werden.