Weiter hab‘ ich nicht’ s geseh’n
Nach dem Tanze spricht der Hauptmann
Zu der Tänzerin entzückt:
„Äh – bei solchem Tanze glaubt man
Sich der Wirklichkeit entrückt.“
„Was“, meint sie, „Sie sah‘ n wohl dann
Andre Damen gar nicht an?“
„Nein, „spricht er, „sah nur zwei Zöpfchen,
ein paar Augen, lieblich schön,
und ein wunderhübsches Köpfchen –
Weiter hab‘ ich nicht’ s geseh’n.“ - Ref.
„Meine Frau hat mich betrogen“,
ruft Schmidt wütend vor Gericht,
„weil man, wenn sie ausgezogen,
nicht‘ s von ihr zu sehen kriegt.
Gestern Vormittag, o weh, sah ich sie im Negligé,
ihre Taille – wie gebrochen keine Haare, keine Zähn,
ein Skelett von tausend Knochen –
Weiter hab‘ ich nicht geseh’n.“ – Ref.
Schulz ist nach Berlin gekommen,
schreibt sofort an seine Frau:
„Eben erst Quartier genommen
und schon weiß ich ganz genau:
Der Lokal- Anzeiger hat
größte Auflag in der Stadt,
es verschenkt zehntausend Röcke
halb die „Gold‘ ne Huntertzehn“.
Löser – Wolf hat jede Ecke –
Weiter hab‘ ick nicht geseh‘n. – Ref.
Neulich wollt‘ ich mal besuchen
meinen Freund und seine Frau.
Doch da macht mit Zank und Fluchen
Schwiegermutter grad‘ Radau.
Wer ihr in den Weg nur kam,
schlug die Hexe krumm und lahm.
Um zu seh‘ n die Krachgeschichte,
blieb ich an der Türe steh‘ n –
Bumms! Schlägt sie mir ins Gesichte.
Und denn konnt ‘ ick nicht mehr seh ‘ n. Ref.
Zum Student kommt,
ihn zu pfänden, der Gerichtsvollzieher an.-
Doch er geht mit leeren Händen –
Im Berichte heißt es dann:
Zwei Manschetten, alt und schlecht-
ein sehr großer Stiefelknecht –
alte Bücher, ein Stück Seife,
eene Hose kurz und kleen,
` nen Pfandschein, ne lange Pfeiffe –
Weiter hab‘ ick nicht geseh ‘ n. – Ref.
„Bei Euch ist der Storch gewesen?“
Sprach ich jüngst zu einem Kind,
das kaum schreiben kann und lesen
doch zur Antwort gab‘ s geschwind:
„Ob‘ s der Klapperstorch auch war,
das ist mir noch nicht recht klar,
ganz vergnügt sah ich Papachen,
auch den Bruder, meinen Kleen‘ n
Hebeamme und Mamachen,
Weiter hab‘ ich nicht’ s geseh`n.“ - Ref.
Einen Augenschmaus bereiten
wollte ich mir mal sehr nett,
sah hier die vier Jahreszeiten
von dem Opernhaus Balett;
doch der Frühling, Sommergrün,
herbstlich überwintert schien.
Doch das and ‘ re war zu loben,
an den fünfzigjährg ‘ gen Fee‘ n
unten nichts und auch nichts oben,
Weiter hab‘ ich nicht’ s geseh’n.“ - Ref.
Abends wird ein Liebespärchen
in der Laube abgefaßt,
wütend schreit Papa zu Klärchen:
„Sag`, was du zu tun hier hast.“
Klärchen schluchzt: „Der Mond so klar
ja von allem Zeuge war.“
Doch der Mond fing an zu lachen,
g` rad als wollte er gestehn:
„Was sonst die Verliebten machen,
Weiter hab‘ ich nichts geseh‘n.“ - Ref.
Den Besuch von Herr‘ n und Damen
Schulz auch ins Museum führt,
als sie dann nach Hause kamen,
fragt Frau Schulz: „Na amüsiert?“
Die vom Lande sprachen dann:
„Leinewand mit Farbe dran,
das war gar nicht für `nen Fremden,
Gipsfiguren ohne Been‘ ,
Männer Frauen ohne Hemden,
Weiter hab‘ n wir nichts geseh‘n.“ – Ref.
Eine Sängerin gastierte.
Vorher sprach sie von dem Ruhm,
daß man sie stets bombardierte
mit Brillanten und mit Blum‘ n.
Als sie sang in „es“ und „fis“,
flog so‘ n Stein ihr vor die Füß ‘,
faule Äpfel und so weiter,
Leberwürste lang und schön,
Bücklinge, Gemüße , Kräuter,
Weiter hab‘ ich nichts geseh‘n. – Ref.