Das ist der Blitz, der alles rings erhellt
Original-Vortrag. Text und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 359

1.
In schwüler Nacht, wenn keine Sterne funkeln,
kommt ein Gewitter – alles liegt im Dunkeln.
Da blitzt es hell – und nun, mit einem Mal
beleuchtet alles grell des Blitzes Strahl.
Im Leben auch – wenn wir im Dunkeln schwanken,
enthüllt ein Blitz tiefschlummernde Gedanken.
Man möcht’ zum Beispiel schreiben ein Couplet –
im Kopf ist’s dunkel – plötzlich ’ne Idee: – –
Das ist der Blitz,
der alles rings erhellt.
Jetzt kommt ein Witz,
der jedem gut gefällt.
Nun strömt des Witzes Schleuse –
die Leute lachen sehr –
dann folgen die Appläuse
als Donner hinterher.
 
2.
Es führt der Hans die Liese auf die Wiese.
Er sagt: „Schau’ her, ’s ist wie im Paradiese.
Die Vögel lieben sich auf Baum und Strauch,
und was die Vögel tun, das tun wir auch.
Die Tauben girr’n, es schnäbeln sich die Schwalben,
nur Liebeslieder sing’n sie allenthalben.
Auf Amsel, Drossel, Fink und Lerche horch!“ – –
In dem Moment sieht Liese einen Storch – –
Das ist der Blitz,
Der alles rings erhellt.
„Nee“, sagt sie spitz,
„Jetzt räume ich das Feld.
Hör auf mit dem Gemogel,
laß alle Vögel steh’n,
ich hab’ den richt’gen Vogel
zur rechten Zeit geseh’n!“
 
3.
Mariechen – nicht sehr schön und über dreißig,
möcht’ gern ’nen Mann, drum inseriert sie fleißig.
Drauf kommt ein Jüngling, der ihr sehr gefällt,
er hat sie sich anders vorgestellt.
Sitzt ziemlich kühl – sie schwärmt von Lenz und Liebe,
von kleinen Kindern – er blickt ernst und trübe.
Sie sagt: „Ich hab’ ein Herze treu und stark – –
und später krieg ich hunderttausend Mark.“ –
Das ist der Blitz,
der alles rings erhellt.
Von seinem Sitz
ist er emporgeschnellt.
Er sagt: „Du süßes Viehchen,
ich lieb’ dich wie noch nie!" –
Dann küßt er sein Mariechen
Und denkt an die „Marie“.
(Pantomime des Geldzählens)
 
4.
Herr Schmidt ist nach Amerika gefahren,
ist Reich geworden dort in wenig Jahren,
verleugnet selbstverständlich 's Heimatland,
und ist dort nur als „Mister Smiths“ bekannt.
Im Club der Yankees sitzt er in der Menge,
Spookt english nur – der gibt es ein Gedränge –
's tönt Feuerlärm – er kriegt 'nen heft'gen Knuff –
und sagte barsch: „Du Rindvieh, passt doch uff!“ – –
Das ist der Blitz,
der alles rings erhellt.
Jetzt war Herr Smiths
nicht mehr von jener Welt – –
ich hab die Deutschen gerne –
sind sie auch lange fort,
sie find'n auch in der Ferne
ein schönes, deutsches Wort.

5.
Es sagt Herr Cohn: „Ich will von Gott nichts wissen,
ich glaub an mich – kann seine Hilfe missen.“
Er führte 'nen Prozess schon manches Jahr
und fühlte selbst, dass er im Unrecht war.
Doch trotzdem hat der auf sein Recht geschworen – –
da kriegt er 'n Telegramm: er hat verloren!
Und sagt nun unversehens und ganz fix:
„Gott der Gerechter!“ Weiter sagt er nix – –
Das ist der Blitz,
der alles rings erhellt.
Jetzt hat er fix
den Glauben umgestellt.
Ruft nicht nur Gott, den echten,
nein, trotzdem er verlor,
wenn er Gott den „Gerechten“
und das ist der Humor.

6.
Der Franz, der Fritz, die kannten sich schon lange.
Franz nahm 'nen Frau, 'ne süße kleine Schlange.
Erlebt sie, hat kein anderes Glück begehrt,
doch auch der Fritz hat viel im Haus „verkehrt“.
Als kam der Franz nachts von 'ner Reise wieder –
sie schlummert süß – er beugt sich zu ihr nieder –
sie träumt noch, hat 'nen andern im Besitz
und sagt zum Franz: „Komm' her, geliebter Fritz!“ – –
Das ist der Fritz (sich verbessern) der Blitz,
der alles rings erhellt.
Sie ruft den Fritz
und Franz, der ist geprellt.
Sie wird mit Schrecken munter,
es hat sich „ausgefritzt“.
Franz haut er eine runter
und sie ist abgeblitzt.

7.
So manche Maid will heut’ allein regieren,
sie will vom Eh’mann sich emanzipieren.
Sie sagt: „Ich will! Kein and’rer Wille sei!
Ich brauch’ nur meinen Kopf, mein Herz bleibt frei.“ – –
Das hat sich manche in den Kopf genommen –
doch es braucht nur einmal der Rechte kommen,
dann hat sie ’n Kopf verlor’n, dann wird sie klein,
dann dringt sein Blick ihr tief ins Herz hinein. – –
Das ist der Blitz,
der alles rings erhellt.
Es nützt ihr nix,
daß sie sich spröde stellt.
Sie hat nichts mehr zu wollen,
sie fühlt nur: sie ist sein –
sie hört den Donner rollen (entsprechende Musik)
Und nachher – schlägt es ein.

8.
's herrscht trübes Wetter lange schon auf Erden,
stets droht Gewitter,'s will nicht helle werden.
Der Völkerbund – vielleicht – bringt Sonnenschein,
doch dann müsst' Frankreich gut gesonnen sein.
Es müsste sagen: „Lasst uns nicht nur reden,
nein, durch die Tat beenden unsre Fehden;
wir rüsten ab – das Pulver wird verpufft,
wir brauchen's nicht – wir schießen's in die Luft“ – –
Das ist der Blitz,
der alles rings erhellt.
Dann wird's Geschütz
für immer abgestellt.
Schießt, dass die Luft erzitter',
noch einmal mit Gedröhn!
Dann wird nach dem Gewitter
das Wetter wieder schön.

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