Teich/Danner Nr.136


1. Man stellt oft Fragen, dumme und gescheite,
scheint auch die Antwort einfach oft und glatt.
Man denkt nicht dran – zum Beispiel frug mich heute
ein Mann um Rat, der Hühneraugen hat.
Dagegen kann doch nur ein Mittel taugen:
Man läßt den Fuß einschlafen und alsdann
fall’n ihm von selber zu die Hühneraugen,
das ist so einfach und man denkt nicht dran.

2. Gott schuf die Welt sehr eilig in sechs Tagen.
Da fehlt noch was, dacht’ er, als er geruht.
Das war die Frau. Die schuf er mit Behagen
und die gelang ihm dann besonders gut.
Nun schafft er fort, für jeden schafft er eine
und glücklich wird dadurch ein jeder Mann
Jetzt frag ich bloß: Warum schafft er sich sich keine?
’s ist doch so einfach und er denkt nicht dran!“

3. Ein Ehemann liegt auf den Tod darnieder,
sein Weibchen sitzt am Bett voll Herzeleid.
Sie schluchzt: „Leb wohl! Wir seh’n uns oben wieder!“
Er denkt: ,Das dauert noch ne Ewigkeit…´
Sie weint: „Im Himmel bin ich wieder bei dir!
o stürbe ich doch bald!“ Da stöhnt der Mann:
„Häng dich doch auf, biste gleich wieder bei mir!“
Das ist so einfach uns sie denkt nicht dran.

4. Vom Steinach hat man lange nichts gelesen
(Das war der Mann mit der Verjüngungskur).
Ich bin vor kurzem noch bei ihm gewesen,
er sollte mir verjüngen die Natur.
Als ich ihn sah, ward mein Vertrau’n geringer:
Ein müder Greis kam zitternd zu mir ran!
Da dacht’ ich mir: ,Mach dich erst erst selber jünger!
’s ist doch so einfach und er denkt nicht dran…´

5. Acht Stunden Arbeit wird als Recht empfunden,
trotzdem hab’n wir nur einen Präsident.
Wir brauchen dreie – jeden für acht Stunden,
wählt drei verschied’ne aus dem Parlament.
Von rechts, von links und einen aus der Mitte,
der zweite korrigiert den ersten dann
und was der zweite macht, verpfuscht der dritte,
das ist so einfach und man denkt nicht dran.

6. In den Revuen Berlins gibt’s schöne Weiber,
sie zeigen sich für dich von A bis Z.
Die Frau’n beschau’n die Kleider dieser Leiber,
die Männer find’n das Unbedeckte nett.
Ein Eh’mann sah durch’s Glas so auf die Beine.
„Komm schnell nach Haus!“ sagt SIE empört alsdann.
Schwärmst du für Beine, dann beguck dir meine!“
Das ist so einfach und er denkt nicht dran!

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So mancher ist des Lebens überdrüssig,
möchte’ uns befrei’n von seiner Gegenwart.
Doch wie geschieht’s? Da ist er oft nicht schlüssig, denn schmerzhaft ist fast jede Todesart.
Willst du den Himmel schmerzlos dir erwerben, fahr’ nach Italien, sieh Neapel an!
Du weißt, es heißt „Neapel seh’n und sterben!“ – Das ist so einfach und man denkt nicht dran.

Einst sagten zu Kolumbus viele Neider:
„Wir hätten AUCH entdeckt die neue Welt.“ Er nahm ein Ei: „Ihr geist’gen Hungerleider, stellt’s auf die Spitze!“ – ER hat’s hingestellt.
„So“, sprach er, „ist’s im großen wie im kleinen – JETZT könnt ihr’s auch, in Zukunft redet man von keinem Ei so viel wie von dem meinen.“ – Das ist so einfach und man denkt nicht dran.

Es gibt auch heute Spielklubs, äußerst viele – doch wer gewinnt? Ein alter Spruch beweist:
Pech in der Liebe bringt und Glück im Spiele, was manchen Eh’mann viel Erfolg verheißt; er braucht nur, wenn er abends mal im Winter den Klub besucht, sein Weibchen bitten dann:
„Betrüg’ mich schnell ein bißchen!“, dann gewinnt er – Das ist so einfach und man denkt nicht dran.

Es gibt ’nen Spruch, ich sag’ ihn im Vertrauen, denn dieser Spruch klingt etwas ungalant, man sagte früher oft von manchen Frauen:
„Lang sind die Haare, kurz ist der Verstand.“ Doch heut’ sieht man so manche Frau auf Erden, die kommt mit kurz geschor’nen Haaren an.
Nun könnte der Verstand doch länger werden, das ist so einfach und sie denkt nicht dran.

Sehr weit sind heute schon die Herr’n Doktoren.
Ein alter Arzt probiert jahraus, jahrein, macht künstlich Glieder, Rümpfe, Nasen, Ohren – sein junges Weib, das sitzt zuhaus allein.
Er prahlt: „Ich mach, die Menschheit fortzupflanzen, fast jeden Menschenteil!“ – Sie schaut ihn an:
„Machst immer Teile, mach doch mal ’nen Ganzen!“ Das ist so einfach und er denkt nicht dran.

Jüngst sprach ein Mädchen: „Bin schon neunundzwanzig, doch glaub’ ich, einen Mann bekomm’ ich nie, ich spiel’ Klavier und alle Tänze tanz’ ich, französisch, englisch sprech’ ich ohne Müh’, selbst griechisch lern’ ich schon seit ein’gen Wochen.“ „Ja liebes Kind,“ sagt’ ich zu ihr alsdann, „willst du ’nen Mann, so lern doch erst mal kochen.“ Das ist so einfach, und sie denkt nicht dran!

Die Damenmoden machen uns marode,
was heute neu, ist morgen unmodern.
Und was vor zehn bis zwanzig Jahren Mode, taucht wieder auf, dann trägt man’s wieder gern.
So wechselt’s stets, drum Frauen, laßt euch sagen:
Schafft euch die ält’ste Mode wieder an – und tragt mal ’n Kleid, wie’s Eva einst getragen.
Das ist so einfach, und ihr denkt nicht dran!

Es sagt Frau Schulze weinend zur Frau Lehmann:
„Geliebte Freundin, meine Qual ist groß.
Drei Jahr hab’ ich schon meinen alten Eh’mann und unsre Ehe ist noch kinderlos.
Sie glauben nicht, wie ich mich darum gräme.
Ach Gott, wie oft sag’ ich zu meinem Mann, wenn ich doch nur ein einz’ges Kind bekäme!“ Das ist so einfach, und er denkt nicht dran!

’ne dralle Köchin sagt zu ihrem Schatze:
„Geliebter Franz! Weil’s mir hier nicht gefällt, drum gehe ich bald fort von diesem Platze, hab’ zuviel Arbeit und zuwenig Geld.
Ich möcht’ gut leb’n und wenig tun auf Erden, wie mach’ ich das?“ Da sagt er: „Hör’ mich an!
Da gibt’s nur eins. Dann mußt du Amme werden.“ Das ist so einfach, und sie denkt nicht dran!

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