Kinder, Kinder, sorgt für Kinder!
Original-Marsch-Couplet. Text und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 271

Druckfassung (1914)
1.
Durch ganz Deutschland geht ein Schrei:
Mit dem Nachwuchs ist’s vorbei.
Kinder brauchen wir ganz schleunigst – es muß gleich sein.
Die Geburten geh’n zurück,
das bringt unserm Reich kein Glück,
nein, man muß im deutschen Reich an Deutschen reich sein.
Zwar die deutsche Dynastie
ist gesichert wie noch nie –
doch das Volk, es fehlt – wird keiner mehr gebor'n –
dann zeigt keiner Steuern mehr,
kein Zivil gibt's und kein Heer,
„Wo nichts ist, da hat der Kaiser 's Recht verlor'n.“
Doch der Nachwuchs fehlt nur deshalb – das steht fest –
weil sich einer auf den andern jetzt verlässt.
Ja, ’ne Ehe ohne Kind
ist wie’n Segel ohne Wind,
drum ermahnt der Staat die Deutschen jetzt geschwind:
Kinder, Kinder, sorgt für Kinder,
dann wird unser Ziel erreicht!
Macht das deutsche Reich gesünder –
’s ist doch wirklich kinderleicht.
Wünscht nichts Großes euch und Feines,
wünscht euch lieber etwas Kleines,
ist’s zuerst auch winzig bloß,
’s wird von ganz von selber groß.

2.
Was der Staat will, ist nicht viel,
's ist ja nur ein Kinderspiel
wird's erreicht, sind wir die Ersten jeden Falles –
mehren uns jahraus, jahrein,
wachsen bis nach Russland rein,
und in Frankreich sing'n wir: „Deutschland über alles!“
Doch wenn uns der Nachwuchs fehlt,
dann ist unsre Zeit gezählt.
Schließlich wohnen dann ganz fremde Völker hier.
Das wär schad' um unser Reich,
denn die kämen uns nicht gleich.
Ja, nicht einer wäre halb so schön wie wir.
Drum wird's Zeit, dass jeder Jüngling sich ermannt.
Er muss Vater werden für sein Vaterland.
Jeder Unt'roffizier im Staat,
wenn die Abschiedsstunde naht,
gibt jetzt den Soldaten, eh' geh'n, den Rat:
„Kinder, Kinder, sorgt für Kinder,
heirat't schnell vom Flecke weg!
Seid ihr erstmal alte Sünder,
hat die Heirat wenig Zweck.
Mehret euch und lasst euch raten:
Unser Kaiser braucht Soldaten.
Drum, im Eh'stand, bitte sehr,
denkt recht oft ans Militär.“

3.
Bleib’n die Ehen kinderlos,
sind wir bald die Kinder los –
ach, die meisten Ehen, die sind kinderlos heut'.
Seh ich mir die Frauen an,
packt mich oft ein Grauen an,
Statt ’nem Kindchen hab’n sie ’n Hündchen auf dem Schoß heut'.
Wenn nun uns’re Eltern auch
schon gelebt nach diesem Brauch,
fehlten wir – das wäre uns nicht einerlei –
drum, was die an uns getan,
tun wir unseren Kindern an –
solch ein Zuwachs ist von Zuwachssteuer frei.
Uns’re Kinder würd’n uns ewig böse sein,
käm’n sie nicht in diese schöne Welt hinein.
Darum, komm'n zwei Hochzeitsleut'
zu dem Standesamte heut',
mahnt sie der Beamte, der den und geweiht:
Kinder, Kinder, sorgt für Kinder,
singt noch heut' den Storch heran –
holt Ihr 'n schnell, kommt er geschwinder,
ruft ihn heut' noch, junger Mann.
Was du heute kannst besorgen,
das verschiebe nicht auf morgen.
Lasst euch nicht so lange Zeit
wegen so 'ner Kleinigkeit.“

4.
Auf der Welt so groß und fein
müssen wieder Menschen sein,
wenn dereinst zu Ende unser Lebenslauf ist.
Denn die Welt steht immerdar,
sieben schöner jedes Jahr,
doch was nützt die schönste Welt, wenn keiner drauf ist.
Drum, wir alten Deutschen, wir
brauchen junge Deutsche hier,
auf, ihr deutschen Männer, schreitet schnell zum Ziel!
An den Frauen liegt es nicht.
Jede alte Jungfer spricht:
„Für mein Vaterland, da ist mir nichts zu viel!“
Seh'n Sie, ich, der stets ein Junggeselle war,
hab' dem Staat zu lieb geheirat't vor'ges Jahr.
Und eh' noch ein Jahr herum,
ging der Storch im Hause um,
darum mahn' ich das geschätzte Publikum:
„Kinder, Kinder, sorgt für Kinder!
Mein Erfolg war kolossal;
daß sich Deutschland nicht verminder’
kam’n gleich dreie auf einmal.
Was der Vater konnt’, das tat er,
alle drei so schön wie Vater!
Solch ein Dreibund schützt das Reich,
machen Sie's mal, aber gleich.“

(Anm.: Während der letzten Strophe wird ein Kinderwagen hereingefahren mit drei dem Vortragenden möglichst ähnlichen kleinen Kinderpuppen. Der Vortragende schiebt dann am Schluss des Couplets den Kinderwagen nach dem Takte der Musik hinaus.)

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Text der Schallplatten-Aufnahme mit Klavier vom Mai 1930:

1.
Durch ganz Deutschland geht ein Schrei:
Mit dem Nachwuchs ist’s vorbei!
Kinder brauchen wir ganz schleunigst, es muß gleich sein!
Die Geburten geh’n zurück,
das bringt unser’m Reich kein Glück,
nein, man muß im deutschen Reich an Deutschen reich sein.
Jetzt komm’n neue Steuern rein,
die bezwing’n wir nicht allein,
nein, die Kinder müssen uns behilflich sein.
Denn wenn uns die Kinder fehlen
müss’n wir uns alleine quälen,
und das woll’n wir nicht, das seh’n wir gar nicht ein.
Drum wird’s Zeit, daß jeder Jüngling sich ermannt,
er muß Vater werden für sein Vaterland!
Ja, ’ne Ehe ohne Kind
ist wie’n Segel ohne Wind,
drum ermahnt der Staat die Deutschen jetzt geschwind:
Kinder, Kinder, sorgt für Kinder,
dann wird unser Ziel erreicht!
Macht das deutsche Reich gesünder,
’s ist doch wirklich kinderleicht!
Wünscht nichts Großes euch und Feines,
wünscht euch lieber etwas Kleines,
ist’s zuerst auch winzig bloß,
’s wird von ganz von selber groß.

2.
Bleib’n die Ehen kinderlos,
sind wir bald die Kinder los,
ach, die meisten Ehen, die sind kinderlos heut!
Seh ich mir die Frauen an,
packt mich oft ein Grauen dann:
Statt ’nem Kindchen hab’n sie ’n Hündchen auf dem Schoß heut!
Wenn nun uns’re Eltern auch
schon gelebt nach diesem Brauch,
fehlten wir, das wäre uns nicht einerlei.
Darum rüstet euch geschwind,
sorgt beizeiten für ein Kind,
wenn ihr alt seid, ist die „Kinderzeit“ vorbei.
Uns’re Kinder würd’n uns ewig böse sein,
käm’n sie nicht in diese schöne Welt hinein.
Ja, die Kinder brauchen wir
gleich zum Steuerzahlen hier,
drum ihr Eheleute, hört den Rat von mir:
Kinder, Kinder, sorgt für Kinder,
dann ist uns’re Rettung nah.
Kommt zur Welt so’n junger Sünder,
ist gleich der Steuerbote da
und er sagt: „Du tratst in’s Leben,
mußt schon Überschuss mir geben!“
Und als er in die Windeln sah,
war schon ein Überschüsschen da…

3.
Auf der Welt so groß und fein
müssen wieder Menschen sein,
wenn dereinst zu Ende unser Lebenslauf ist.
Denn die Welt, Sie werden’s seh’n
wird allmählich wieder schön,
doch was nützt die schönste Welt, wenn keiner drauf ist?
Drum wir alten Deutschen wir
brauchen junge Deutsche hier,
auf, ihr deutschen Männer, schreitet schnell zum Ziel!
An den Frauen liegt es nicht –
jede alte Jungfer spricht:
„Für mein Vaterland, da ist mir nischt zuviel!“
Ja, der Nachwuchs fehlt nur deshalb, das steht fest
weil sich einer auf den ander’n jetzt verläßt.
Aber ich, trotz grauem Haar,
hab geheirat’t noch vor’m Jahr,
drum ermahn’ ich die geschätzte Männerschar:
Kinder, Kinder, sorgt für Kinder
mein Erfolg war kolossal,
daß sich Deutschland nicht verminder’
kam’n gleich dreie auf einmal!
Was der Vater konnt’, das tat er –
alle drei so schön wie Vater!
Auf, ihr Männer, merkt’s genau:
Sprecht gleich heut mit eurer Frau!

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