Teich/Danner Nr.44
1.
Will ich einmal ein Mädchen frei'n,
weiß ich bestimmt das eine:
Die Frau muß wie ein Engel sein,
sonst nehm ich lieber keine.
Jung muß sie sein und tugendreich
und schön vor allen Dingen.
Auch eine Mitgift muß sie gleich
mit in die Ehe bringen,
und Silber, Gold und Edelstein
in Kisten und in Kästen.
Nur klug, das braucht sie nicht zu sein –
die Dummen sind die besten!
Seh'n Sie, so muß eine Frau sein,
mit solchen selt'nen Gaben.
Und wenn ich die nicht kriegen kann,
dann will ich keine haben.
2. Die Frau, DIE muß dem Mann vom Haus
die ganze Kasse geben.
Der Mann, der gibt das meiste aus,
die Frau muß billig leben.
Die Frau darf nicht in jedem Jahr
nach neuen Kleidern fragen.
Auch einen Hut, das ist ja klar,
den muß sie lange tragen.
Erst setzt sie ihn im Sommer auf,
dann macht sie Pelz dahinter,
und vorne kommt ein Vogel drauf,
dann paßt er für den Winter.
Seh'n Sie, so muß eine Frau sein,
mit Reizen so aparten.
Doch bis ich eine solche find,
da kann ich lange warten.
3. Die Frau, ich sag' es grad' heraus,
muß ihrem Mann stets treu sein.
Geht mal der Mann des Abends aus,
so braucht sie nicht dabei sein.
Und glaubt die Frau nun, daß ihr Mann
nach Abwechslung sich sehne,
so schafft sie schnell 'ne Köchin an
und zwar 'ne rechte schöne.
Wenn nun der Mann die Köchin küßt,
dann darf die Frau nicht zanken.
Doch wenn sie selbst ein Küßchen kriegt,
muß sie sich noch bedanken.
Seh'n Sie, so muß eine Frau sein:
Sie muß gehorchen lernen.
Sobald ihr Mann 'ne and're küßt,
muß sie sich schnell entfernen.
4. Der Mann sitzt oft die ganze Nacht
im Wirtshaus und spielt Karten.
Wenn er sich dann nach Hause macht,
dann muß die Frau schon warten.
Doch mit ihm zanken darf sie nie,
sie darf dann höchstens sagen:
„Ach, Mann, du kommst ja heut so früh,
es hat erst acht geschlagen!“
Und zärtlich muß sie fragen dann:
„Plagt dich vielleicht ein Affe(e)?
Das freut mich sehr, mein lieber Mann,
dann kriegst du schwarzen Kaffee!“
Seh'n Sie, so muß eine Frau sein.
Ich schau betrübt hinunter,
ich schaue her, ich schaue hin ,
es ist wohl keine drunter!
5. Die Frau, die darf sich nie beklag'n,
das wär' ja niederträchtig!
Zu ihrer Mutter muß sie sag’n:
„Dein Schwiegersohn ist prächtig.“
Und kommt einmal der Storch ins Haus
und will was Kleines bringen,
dann sucht die Frau 'nen Jungen aus,
der kommt vor allen Dingen.
Und kommt der Junge nicht zuerst,
bring ich sie auf dem Schwunge.
Nachher kann ja ein Mädchen komm'n,
doch erst, da kommt ein Junge.
Sehn Sie, so muß eine Frau sein.
Die ist schwer aufzutreiben.
Doch sollt hier eine drunter sein,
so kann sie mir mal schreiben.