Die Damenwelt

Original-Couplet von Otto Reutter
Teich/Danner Nr.163

1.
Die Damenwelt, die will ich
Jetzt preisen im Couplet —
Vor kurzer Zeit begrüßte mich
'ne Dame im Cafe.
„Ich liebe Dich, mein Schätzchen'
Sagt' ich zu ihr darauf —
„Wenn Du nachher nach Hause gehst,
Dann laß die Türe auf."
„Nein" sprach sie, „Dann wird die Sache kritisch,
Die Türe offen lassen, das wäre nicht politisch."
„Gewiß ist das politisch," so sagt' ich dann zu ihr,
 „Man spricht doch ständig von der Politik der offnen Tür."

2.
Ich hab' kein großes Zimmer,
Hab' nur ein Kämmerlein,
Da kam vor ein'gen Tagen
Ein Mädchen zu mir 'rein.
„Ich möcht' von Ihnen hören,"
So sagte sie alsdann —
„Ob ich mit meiner Stimme
Zum Theater gehen kann."
Sie sang ein Lied, ich sprach mit trüber Miene:
„Nein, die Stimme langt nicht für die Bühne.
Ihr Stimmchen hört man höchstens hier in der Kammer drin."
„Gut", sagte da die Maid, „dann werd' ich Kammersängerin."

3.
Vor kurzer Zeit besucht' ich
'ne wunderhübsche Maid.
Mama war nicht zu Hause,
Das hat mich sehr gefreut.
Der Augenblick war günstig,
Drum küßte ich sie nun —
Sie aber schrie ganz laut: „Mama!
Der Mann will mir was tun!"
 Doch ich sprach: „Du schreist ja nur zum Scheine,
Du weißt genau, wir beide sind alleine."
So machen's alle Mädchen, das hab' ich längst durchschaut —
Wenn die Mama zu Hause ist, dann schrei'n sie nicht so laut.

4.
Ich habe mir vor Kurzem
Ein holdes Weib gefreit.
Jedoch ich bin sehr sparsam
Mit meiner Zärtlichkeit.
Nur ab und zu des Abends
Verspür ich Liebesqual —
Dann küsse ich mein Weibchen —
Doch immer nur einmal.
Jüngst sprach sie: „Ach küß' mich noch ein bischen —
Als da capo gib mir noch ein Küßchen."
„Nein," sagt ich, „auf da capos, da bin ich nicht erpicht,
Die mach' ich auf der Bühne, jedoch zu Hause nicht"

5.
Ich liebte in Berlin jetzt
Ein junges Mägdelein,
Dann fuhr ich fort nach (Name der bereffenden Stadt)
Und ließ die Maid allein.
„Leb' wohl, mein trautes Liebchen,"
Schrieb ich zum Abschied ihr —
„Mein Körper ist zwar hier, doch
Meine Seele ist bei Dir."
Doch das Mädchen hat an mich geschrieben:
„Lieber Freund, Du scheinst mich nicht zu lieben.
Du schickst mir Deine Seele, das hat doch keinen Zweck,
Komm' lieber mit dem Körper her und laß die Seele weg."

6.
Marie, ein hübsches Mädchen,
War circa zwanzig Jahr,
Da blieb sie mal zu Hause, weil
Sie etwas leidend war.
„Ich glaub', Du kriegst die Masern,"
Sprach die Mama entsetzt.
„Du hast sie nicht als Kind gehabt,
Nun kriegst Du sie erst jetzt."
„Ach" sprach sie, „ich beb` an allen Fasern."
 Sie rief den Arzt und frag: „Sind das die Masern?"
Der Doktor aber sagte mit lächelndem Gesicht:
„'ne Kinderkrankheit ist es, doch die Masern sind es nicht"

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.