Wie du mir, so ich dir!
(Neues Strafgesetzbuch)
Text und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 388
1.
Wer verknackst wird, muß heut' sitzen.
Andre Strafen bleiben fern —
Schema F., das kann nichts nützen.
Manche sitzen heut' sehr gern.
Drum wird 'ne Reform verkündigt:
„Gleich mit Gleich vergelten wir —
|n der Weise, wie man sündigt,
Wird man auch bestraft dafür."
2.
Kurpfuscher gibt's, die nichts taugen,
jede Krankheit — leicht und stark —
Rippenbrüche, Hühneraugen
Heilt so'n Kerl mit Käsequark.
Drum, damit auch er genese,
Kriegt auch er in einer Tour
jede Mahlzeit weißen Käse,
ja, so macht man ihm die Kur.
3.
Weinhändler, die Weine „taufen",
Nehmen Wasser zu dem Zweck.
Kerl, daß Zeug darf keiner saufen —
Sauf' zur Strafe selbst den Dreck.
's Wasser muß im Mund dir laufen,
Wenn du Wein zu trinken scheinst, —
Für dein'n „Wein mit Wasser taufen“
Saufst du Wasser, bis du weinst.
4.
Stehlen ist zwar streng verboten,
Doch manch' Komponiste hier
Stiehlt trotzdem Musik nach Noten
Und sagt dann: „Die ist von mir."
Soll der richtig Strafe fühlen,
Muß so'n falscher Komponist
Die Musik So lange spielen,
Bis er weiß, von wem sie ist.
5.
's Radio steht uns zu Gebote,
Doch nicht immer küngt es schön —
Manchmal hält so'n Radiote
Reden, die wir nicht versteh'n.
Den müßt' man gleich fassen können
Und, so bald er Unsinn spricht,
Kriegt er eins an die „Antennen",
Bis er 'n Vortrag unterbricht.
6.
's gibt Motorradfahrer heute,
Überfahren jeden keck.
Mahnt zur Vorsicht man die Leute,
Setzen Sie sich drüber weg.
So'n Kerl müßt' man 'runterkriegen,
Mahnt e r dann in seinem Schreck
uns zur Vorsicht, läßt man 'n liegen —
Setzen wir uns drüber weg.
7.
Wer beim Steuer-Deklarieren
Manches Geld verschwiegen dort —
Den braucht man nicht arretieren,
Den nimmt man nur streng beim Wort.
Das, was er nicht angegeben,
Das Geld nimmt man ihm ganz glatt —
Soll er von der Summe leben,
Die er angegeben hat.
8.
Lügner müßten Straf' erfahren,
Manche Frau belügt den Herrn,
Nennt ihr Alter nicht seit Jahren,
Doch Geburtstag hat sie gern.
's gibt Geschenke — pünktlich fällt er.
Fragt sie: „Ist nichts aufgetischt?"
Sagt man: „Werde man erst älter,
Wenn Du jung bist, kriegst Du nischt."
9.
Wer aus „Götz von Berlichingen"
Uns auffordert durch Zitat,
Solchen Kerl, den müßt man zwingen,
Daß er folgen läßt die Tat.
Und dann sagt man voller Ruhe:
"Siehst Du, lieber Freund, was Du
Nicht willst, daß man Dir es tue,
Füg' auch keinem andern zu.
10.
Den, den 's freut, ein Tier zu quälen,
Strafen ganz besonders wir,
Denn so'n Tier kann nichts erzählen —
Schlagt ihn so, wie er das Tier.
Und beim Schlagen müßt ihr sagen:
Quäle nie ein Tier zum Scherz —
Jetzt wirst Du wie 's Tier geschlagen,
Denn es fühlt wie Du den Schmerz."
11.
Selbst wer 'n Vöglein hat gefangen
In 'nem Käfig, der zu schmal,
Und stellt nun noch das Verlangen:
„Liebes Vöglein, sing' doch mal" —
Solchen edlen Tierfreund plagste,
Wenn du ihn in'n Käfig zwängst
Der zu eng ihm - und dann sagste:
"So, da bleibst Du, bis Du singst."
12.
Lieben ist zwar kein Verbrechen,
Doch, wer ihr die Eh' verspricht,
Und verspricht sich beim Versprechen,
Weil er sein Versprechen bricht,
Der muß Blut und Wasser schwitzen,
Der muß sitzen lang und schwer,
Denn auch sie blieb durch ihn sitzen
Und sitzt oft länger als wie er.
13.
Wer 'ne brave Maid verführte,
Wird bestraft — das ist doch klar —
Folgen Folgen solchem Flirte,
Kriegt er ungefähr ein Jahr.
Jede Untat ihren Lohn hat,
Doch er kriegt die Strafe bloß —
Sie hat sowieso neun Monat'
Bis sie ihre Strafe los.
14.
Wenn der Ehefrau, 'ne brave,
von dem Mann betrogen wird,
ist's für ihn die größte Strafe,
wenn die Frau sich revanchiert;
sie darf dann auch 'nen andern lieben,
geht zudem zum Rendezvous,
und wenn's ihr Mann zu toll getrieben,
muss er mitgeh'n und guckt zu.
15.
Wer nicht klatscht, wenn man hier predigt,
Wer noch zischt und pfeift und kläfft,
Der hat ein Geschäft geschädigt —
Ausgerechnet mein Geschäft.
Dann — da gibt es nichts zu lachen —
Muß er singen hier im Haus,
soll er mal den Schwindel machen
Und dann pfeife ich ihn aus.