Teich/Danner Nr.78
1. Die Maler aus der früh’ren Zeit,
die malten nach der Wirklichkeit
die Blätter grün, den Himmel blau –
das stimmte ganz genau.
Doch jüngst sah ich im Kunstsalon
ein Landschaftsbild der „Sezession“ –
die Blätter blau, der Himmel grün!
Da hab’ ich laut geschrien:
„Das ist doch mal was anderes!
Es merkt ein jedes Kind:
Die Maler aus der heut’gen Zeit
sind etwas farbenblind!“
2. Die Damenmode – gebet acht! –
hat wieder etwas Neu’s erdacht,
denn alle Frau’n und Mägdelein
woll’n jetzt recht mager sein!
Sie mögen sich nicht „brüsten“ mehr –
die Hüften, die verschwinden sehr,
und ist die Frau dann glatt wie’n Aal,
freut sie sich kolossal!
„Das ist doch mal was anderes!“
sagt sie – doch dann sagt er:
„Hör auf! Wenn das so weitergeht,
behalt’ ich gar nichts mehr.“
3. Ein Mann, der sich ein Weib gefreit,
hat ihr gehorcht zu jeder Zeit –
und machte sie auch oft Skandal:
Er tat was sie befahl.
Doch als der Streit einst gar zu groß,
ging er auf seine Alte los –
er schlug nach ihr – sie starrt ihn an –
und freudig sprach sie dann:
„Das war doch mal was anderes!
Komm, küsse mich dafür!
Ich seh’, daß du Courage hast –
jetzt imponierst du mir!“
4. ’ne Köchin liebt ’nen Infant’rist,
der sehr oft bei ihr ist und ißt.
Sie sagt voll Freud’: „Am besten küßt
doch stets ein Infant’rist!“
Da ward die Infant’rie versetzt –
’nen Kavall’risten hat sie jetzt.
Und kommt zu ihr der Reitersmann,
fängt sie zu singen an:
„Das war doch mal was anderes!
Dem bleib’ ich ewig treu!
Jetzt hust’ ich auf die Infant’rie –
hoch leb’ die Reiterei!“
5. Ein Mann, der hat ein altes Weib,
das war für ihn kein Zeitvertreib.
Drum ging er oft des Abends aus
und kam sehr spät nach Haus.
Da ist es manchmal dann passiert,
daß er sich in der Tür geirrt.
Die Dienstmagd küßt’ er voll Pläsier
und sagte dann zu ihr:
„Das ist doch mal was anderes!
Dich, Mädel, hab’ ich gern!
Mein Weib, das ist die Frau vom Haus –
du bist die Magd des Herrn!“
6. Herr Schulze zog aus Deutschlands Gau
nach Kamerun mit seiner Frau.
Dort starb Herr Schulze – welche Pein!
Nun war die Frau allein!
Sie mußte nun in Kamerun
allein in ihrer Kammer ruhn.
Doch später liebte sie alsdann
’nen flotten Negersmann.
Das war doch mal was anderes!
Er liebt sie glühend heiß!
Das merkt sie, denn wenn er sie küßt,
dann hat sie’s schwarz auf weiß!
7. Als sechzehn Jahre die Marie,
da spielt noch mit ’ner Puppe sie.
Drückt’ sie nun ihre Puppe da, [auf die Brust deutend]
dann sprach sie laut: „Mama!“
Mit siebzehn Jahren schafft sich dann
Mariechen ein Verhältnis an.
Bald kam der Klapperstorch ins Haus,
nun rief Mariechen aus:
„Das ist doch mal was anderes!
Die Puppe sprach: Mama!
Doch die lebend’ge Puppe hier,
die schreit nach dem Papa!“