Die kleine Wittwe
(Rheinländer für Josephine Dora, Musik: Wilhelm Aletter)
1.
Mein Herz ist so traurig, mein Kopf ist so schwer,
ich hatte zwei Männer und hab’ sie nicht mehr.
Ich hab’ sie begraben, o denkt euch nur an!
Nun bin ich verlassen und hab’ keinen Mann.
Bin einundzwanzig, fesch und patent,
habe zum Lieben sehr viel Talent.
Steh’ jetzt allein, o Gott, welch’ ein Graus –
ganz ohne Mann sein, das halt’ ich nicht aus. Ach!
Ich bin eine Witwe, eine kleine Witwe,
bin das Küssen so gewohnt, daß ich’s nicht lassen kann.
Ich bin eine Witwe, eine kleine Witwe,
hätt ich doch nur wieder einen Mann!
2.
Mein erster hieß Anton, mein zweiter hieß Fritz,
sie waren nicht lange in meinem Besitz.
Der Fritz war so blaß und hat sterben gemußt,
und Anton war auch etwas schwach auf der Brust.
Hab’ an die beiden gar oft schon gedacht,
machmal bei Tage und stets in der Nacht.
Jetzt bricht mein Herze vor Liebe schier
und ich hab’ keine Verwendung dafür. Ach!
Ich bin eine Witwe, eine kleine Witwe,
bin das Küssen so gewohnt, daß ich’s nicht lassen kann.
Ich bin eine Witwe, eine kleine Witwe,
und wer Courage hat, das wird mein dritter Mann.