John Bull
John Bull

Humoristisches Potpourri von Otto Reutter

Teich/Danner Nr.60

Der Vortragende tritt in dem typischen Kostümen des John Bull auf

Ich glaube wohl, Sie kennen mich,
(Zwischenspiel) John Bull!
Vom schönen England komme ich,
(Zwischenspiel) John Bull!
Von Engeland, dem schönen Land,
das stets mit Achtung wird genannt!
Ja wir sind in der Tat
der wahre Musterstaat!
Wir kennen weder Hass noch Neid,
wir lieben die Bescheidenheit,
und unser Wahlspruch ist und bleibt
für jetzt und alle Zeit:

üben immer Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab,
und schneide keinen Finger breit
von fremden Ländern ab!

Ich bin beliebt in allen Staaten
mich schätzen alle Potentaten
bin auf der Reise ich,
so sagt man sicherlich:
„Ist denn kein Stuhl da
für den John Bull da?“
Nur nach Frieden trachte ich,
jedem Krieg verachte ich –
drum lieb ich den russischen Kaiser sehr.

Er nahm mit seiner Kunde
mir das Wort vom Munde,
denn den Frieden die ich so wie er.
Dass ich ein Friedensspender,
wissen alle Länder –
nur der Bur bezweifelst sicherlich.
Er denkt von mir sehr schlecht,
er kennt nicht noch nicht recht –
und "wat de Bur nich kennt,
Dat frit hei nich!"

Ich Besitz anstand und viel Noblesse
O Yes! O Yes!
Als ich gewesen einem Friedenskongress,
sagt ich voll Freuden:"Oh Yes!"

Brüder, reicht euch die Hand!
Macht es wie Engeland!
Jedoch was nützt uns unser edles Streben –
wir sind zu gut für diese schlechte Welt.
Es kann der Beste nicht in Frieden leben,
wenn es dem bösen Nachbur nicht gefällt!

Wir waren so friedlich beisammen,
nichts fragen nach Gold und nach Gut –
ich glaub es könnt ewig so bleiben,
doch man hat uns gekränkt bis aufs Blut.
Eine Kugel kam geflogen,
die Buren fingen an,
Sie wollen uns verderben,
woll'n England sich erwerben
und Krüger möchte gern
König von England werd'n

doch das gelingt ihm nicht,
denn wir tun unsere Pflicht.
Wir war'n in kurzer Zeit,
schon alle kampfbereit.
Ein jeder Staat bot dann
uns seine Hilfe an.
Ich aber sagte „Nein!
Wir helfen uns allein!“

Prinz of Wales, der edle Mann,
führte unsere Truppen an.
Ehe wir es uns versah'n,
saß er auch schon drin im Kahn.
„Vorwärts!“ rief er, nach Transvaal –
und wenn ich sterbe, es ist egal,
gern geb ich mein Leben hin
für Mama, die Königin.

Am Wasser, am Wasser
da ist John Bull zu Haus,
wir schifften bis nach Transvaal,
da riefen alle aus:
„Die Holländer soll'n fliegen,
der Krieg, der wird geführt,
ist aus dem flieg'nden Holländer
'n zahmer Engeländer wird!“

Ich sprach zu unserer Armee:
„Seid christlich und human
und tut den Buren nicht so weh,
als wie sie uns getan!
Vermeidet, wenn es möglich ist,
die Blutvergießerei –
und schießt nicht mehr als nötig ist
wenn möglich – schießt vorbei!“
Als mich die Buren sah'n,
fing'n sie zu singen an:

„Siehst du wohl, da kimmt er –
übers Wasser schwimmt er –
ja, wir wissens, der John Bull,
kriegt die Näse gar nicht vull!
Warte nur 'ne Weile,
du kriegst deine Keile –
und wer sich das Transvaal nimmt
das weiß man nicht bestimmt!“

Als nun die Buren so gesprochen,
da zog ich zornig in den Krieg –
und jeder weiß es: schon seit Wochen
erfecht ich jeden Tag 'nen Sieg.
Wir senden Sieges-Telegramme,
wir haben riesigen Erfolg.
Dabei sind wir dem Burenstamme
gegenüber nur ein kleines Volk.
Doch trotz der Siege möchte ich schließen,
denn Krieg geht gegen mein Prinzip –
ich hasse jedes Blutvergießen –
gebt euch die Hand und hab euch lieb, ja!

Lieber Onkel Krüger,
ich habe 'ne Idee –
dann bleiben wir beide Sieger
und tun uns nicht mehr weh!
Lass dich von deiner Alten
noch scheiden dieses Jahr
und heirat unsere Königin –
sie nimmt dich – das ist klar,
denn sie ist ne Witwe
eine kleine Witwe –
und ich weiß: nur du allein –
du bist ihr Ideal.
Du wirst Englands König –
das ist nicht zu wenig –
und sie, sie wird die Königin
von Transvaal!

Ja, ihr müsst euch schnell verbinden,
könnt euch gar nicht besser finden –
ihr seid beide jung und schön!
Heil und Glück dem edlen Paare –
dann kann vor dem Traualtare
die Versöhnung vor sich gehen.
Cecil Rhodes, der brave Mann,
der sagt zu den Buren dann:
eure Tat sei euch verzieh'n!
Alles sinkt Versöhnungslieder.
Onkel Krüger beugt sich nieder,
sinkt dabei: „God save the Queen!"

Seh'n Sie, das ist ein Geschäft –
bald wird die Hochzeit sein.
Und alle, die heut hier versammelt sind,
lag ich zur Feier ein!

Nach den Klängen der Musik: „Wir halten froh und frei zusammen, Victoria! Pretoria!“ marschiert der Vortragende ab.

 
 
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.