Die holde Weiblichkeit!

Original-Couplet von Otto Reutter

Teich/Danner Nr.129

1.
Den Mädchen und den Frauen
sei dieses Lied geweiht.
Ich schwärmte ja von jeher
für die holden Weiblichkeit.
Nach hübschen, schicken Damen,
da schau ich gerne hin.
Nur wenn Sie Schleppen tragen,
sind Sie nicht nach meinem Sinn.
Für ein Ballkleid
bin ich nicht empfänglich:
oben kurz und bunten viel zu länglich.
Da wär nach meiner Meinung
das Beste jedenfalls:
Sie schneid'n'n Stück von unten ab
und hängen's um den Hals.

2.
Im Reichstag ward beschlossen –
Ach, das Gesetz ist scharf –
das jetzt kein junges Mägdelein
selbstständig handeln darf.
Es muss, um selbst zu handeln,
mindestens 18 sein.
Jüngst sprach ein Jüngeling
zu einem jungen Mägdelein:
„Eh ich dir die Liebe offenbare,
sagte mir, bist du schon 18 Jahre?“
Sie sprach: „Ja, ich bin 18,
ich bin's zwar etwas knapp –
aber wenn ich über 20 bin,
dann zieh ich's wieder ab!“

3.
Ach, uns're meisten Frauen,
die tragen ein Korsett
von kolossalen Formen –
es sieht aus wie'n Überbrett,
und diese im Pressmaschine,
die Schnüren Sie so knapp,
da kriegt man schließlich Angst,
man denkt, jetzt bricht die Taille ab.
Mode ist's, recht schlank zu sein
und recht hager,
Ach, die Damen hungern sich jetzt mager,
voll Schrecken ruft der Ehemann:
„Hör auf, ich bitte sehr
denn machst du das so weiter,
Behalt ich gar nichts mehr!“

4.
's wird in der Damenmode
was Neues stets erdacht.
Jetzt werd'n die Damenpelze
schon aus Affenfell gemacht.
Jüngst sprach ne Modedame
zu Ihrem geiz'gen Mann:
„Ach, liebes Männchen,
schafft mir auch so'n Affenmantel an!“
Doch der Mann sprach
in der roh'sten Weise:
„Nein, die Felle steh'n zu hoch im Preise.
Warum kamst du nicht früher
als Affe auf die Welt?
Da hatt'st du auch ein Affenfell
und brauchst dazu kein Geld.“

5.
's Reformkleid ist jetzt Mode –
doch ich muss eingesteh'n:
ich finde so'n Reformkleid
für die Damen gar nicht schön.
Die alten mögen's tragen,
(So'n Kleid ist ja bequem –)
jedoch bei jungen Damen
ist's den Herren nicht angenehm.
O, ihr jungen Mädchen, lasst euch sagen:
wollt ihr 'n Mann,
dürft ihr so'n Kleid nicht tragen.
So'n Kleid sieht ja wie'n Sack aus,
das ist nicht mein Geschmack
beim will doch auch was seh'n,
einkauft die Katze nicht im Sack.

6.
Ein Mädchen, unerfahren,
geht auf den 1. Ball.
Ein Jüngling sieht sie, liebt sie,
will sie küssen Knall und Fall.
Das Mädchen aber sagt:
„Halt ein! Eh du mich küsst,
da musst du mir erst sag'n,
was überhaupt die Liebe ist!“
„Ach,“ sagt er, „das höchste für uns beide
's ist so ein Gemisch aus
Schmerz und Freude.“
Sie sprach: „Aus Schmerz und Freude?
Dann lass man, liebes Herz!
Denn sonst hast du die Freude –
und ich – ich hab den Schmerz!“

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