's ist Krieg
Text und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr.272
1.
Nehm'n wir 'ne Zeitung heut'zur Hand,
sind wir auf eines nur gespannt –
was schert uns Handel, Kunst und Sport,
der Heiratsmarkt, ein Raub, ein Mord –
wir seh'n nur nach der Politik,
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
2.
Die kleinen Kinder geh'n zum Spaß
mit Helm und Schwert schon auf der Straß',
spiel'n deutscher, Brite und Franzos',
wen's juckt, der geht als Russe los –
Sie machen: Stoß, Sie machen: Piek!
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
3.
Vier Söhne hat ein Mütterlein –
der erste trat als Schipper ein,
der zweite ging zur Landarmee,
der dritte sprach: „Ich geh zur See“,
der jüngste sagte: „Lebt wohl, ich fliegt'“ – –
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
4.
Es seufzt der alte Papa:
„Die jungen Leut' sind nicht mehr da.
Mit Schwiegertochter, Magd und Frau
bin ich allein – da gibt's Radau.
Es ist die reinste Schlachtmusik.“
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
5.
Ein Auto gibt's bald gar nicht mehr,
es gibt nichts stolz'res wie'n Schofför.
Wenn du ihn rufst, entfernt er sich,
da tut't er, doch mir tut er nich,
erlässt dich steh'n am Bürgerstieg – –
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
6.
Die Frauen tragen jetzt ihr Kleid
sehr eng – sie geh'n nicht mehr zu weit.
„Der Stadt ist knapp,“ sagt Sie zum Mann,
„Ich zieh' ein enges Kleidchen an,
Schau, wie ich mich in alles füg'“,
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
7.
Wo Kupfer man zu finden glaubt,
wird's aufnotiert und abgeschraubt –
selbst Ofentüren allerwärts –
Oh quäle nie 'ne Tür zum Scherz!
Hinweg mit Schloss und Mechanik!
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
8.
Die Schweine geschlachtet man geschwind,
bevor sie fett geworden sind.
Nur Ferkel laufen noch umher,
's gibt keine alten Schweine mehr.
Sticht man so'n Schwein, ruft's mit Gequick:
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
9.
Bringt uns die Kellnerin jetzt mal
'nen Teller Fleisch im Gastlokal,
dann denkt man erst, es liegt nichts drauf.
Er später fällt es einem auf:
Da liegt ein ganzes kleines „Steak“ – –
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
10.
Die Butter fehlt, es ist kein Schmus,
ich esse bloß noch Pflaumenmus,
Schau' ich mich an, krieg' ich 'nen Schreck –
ich glaub', ich hab ein Fett jetzt weg.
Weil ich nur 100 Kilo wieg –
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
11.
Im Zimmer fror ein Liebespaar,
weil gar kein Koks im Ofen war.
Sie sprach: „Komm', schließ' mich in den Arm –
fehlt auch der Koks, mir wird schon war,
wenn ich mich innig an dich schmieg',
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
12.
Ein Trunkenbold ruft traurig aus:
„Man wirft mich aus der Kneipe raus,
um ein Uhr kommt die Polizei,
der Wirt, der Hausknecht kommt herbei –
ich denke, wenn ich draußen lieg':
's ist Krieg, 's ist Krieg.“ – –
13.
Ein Mädchen wandert zum Altar,
der Bräut'gam sechsundvierzig Jahr –
ein Jüngerer wär' lieber ihr.
Die sind im Feld, die sind nicht hier,
drum nimmt Sie einen, der antik –
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
14.
So manche Maid, die früher mal
wird tanzen ging im Amorsaal,
die denkt: „Ach, seit dem Kriegestanz
ist hier der Tanz verschwunden ganz.“
Jetzt arbeit't Sie in 'ner Fabrik –
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
15.
Ein Pferd kriegt alle Tage jetzt
bloß drei Pfund Hafer vorgesetzt
so mancher Sperling denkt erschreckt:
„Ick hab den Schaden indirekt,
denk', wenn ick uff die Erde kieck:
16.
Vor Kurzem war ich beim Friseur –
Gehülf' und Meister steh'n beim Heer.
Der Lehrling schnitt mir, das war hart,
mehr von der Backe, als vom Bart.
Das Blut rann runter, doch ich schwieg –
's ist Krieg, 's ist Krieg. – –
17.
So gibt's noch Sachen allerhand,
wir dulden's gern fürs Vaterland.
Und denken: „Die da draußen steh'n,
wie schwer mag's denen wohl ergeh'n.
Was wir erdulden, ist nicht viel“. – –
Drum woll'n wir warten bis zum Ziel,
dann sag'n wir: „Unser ward der Sieg“
und aus ist's mit den Krieg.